Chor (altgriechisch): "Tanzplatz, Reigen, Reigentänzer"
(Quelle: Wikipedia)
Heutzutage verbinden wir das Wort "Chor" mit einer Gemeinschaft von Sängern, womit die ursprüngliche Wortbedeutung in Vergessenheit geraten ist.
Das Wort "Bewegungschor" wurde Anfang letzten Jahrhunderts geprägt von Rudolf von Laban. Er beobachtete in der Zeit der Industrialisierung eine Vereinzelung der Menschen, sowie ein Gefahr einer ungesunden und unbewussten Lebensweise durch stundenlange einseitige äußerliche Bewegungen am Arbeitsplatz. Bewegungschöre sollten jedem eine Möglichkeit bieten, sich mit seiner individuellen Kraft in eine neue Gemeinschaft einzubinden und dabei die Bewegungsmuster des Alltags hinter sich zu lassen.
Auch in der heutigen Zeit sehe ich ähnliche Probleme. Die monotone Fließbandarbeit gibt es zwar immer weniger, dafür aber sitzen wir viel am Computer, lassen uns nicht selten von der Technik bestimmen und arbeiten im Kopf, anstatt auch mal unsere Intuition zu trainieren. Die Vereinzelung der Menschen wurde innerhalb der letzten 100 Jahren noch weiter verstärkt.
Darum ist es um so wichtiger, Gemeinschaft und Bewegung miteinander zu erleben. Bewegung ist Leben und jedes Leben, jeder Organismus hat seine eigene, lebendige Organisation.
Individuelle Bewegungsinterpretationen zu einem Thema werden in Bezug zur ganzen Gruppe gebracht. Führen und Folgen kann als durchlässiges, flexibles Prinzip erlebbar werden. Gleichgerichtete Bewegungen geben Raum für jeden Körper, jeden Geist, so wie sich im Wind jeder Grashalm auf seine Weise biegt.
Widersprüche des Themas können durch Bewegung in verarbeitbare Verhältnisse transformiert werden und bieten neue Handlungsmöglichkeiten durch neues Bewegungsrepertoire.
Als Teil des Ganzen ist es wichtig, dass wir uns mit dem Wert unseres Seins als Geschenk einbringen, den Moment fühlen und unseren Impulsen folgen.
Fotos: Michael Geßner
Was wir da miterleben soll aus unserer Mitte kommen und uns dennoch in reine Weiten tragen.
Martin Gleisner, „Tanz für Alle“ S.133